Ein Winter war's und keiner
Friedrich Rückert
Das 182. der insgesamt 428 Kindertotenlieder Friedrich Rückerts entstand aus der unmittelbaren Klage über die beiden kurz hinter einander verlorenen Kinder des Dichters. Zum Jahreswechsel 1833 starben an Scharlach die dreijährige Tochter Luise Rückert und im Januar darauf der fünfjährige Ernst. Das versetzte Friedrich Rückert in eine tiefe Traurigkeit, dass er all seine Arbeit niederlegte und mit dem Schreiben der Gedichte begann. Sie spiegeln die ganze Bandbreite eines trauernden Menschen, der auf der Suche ist nach dem Sinn dieses Todes seiner beiden „liebsten und schönsten Kinder". Trotz Schmerz um den Verlust der beiden, rücken am Ende des Textes Gefühle von Trost und Versöhnung mit dem Unabänderlichen in den Vordergrund, die durch den Fall der Flocken eine Entsprechung finden.
Der Komponist Gustav Mahler vertonte später eine Auswahl aus der Kindertotenlieder-Sammlung.
Ulrike Unger
Ein Winter war's und keiner,
Denn es hat nicht geschneit,
O Schnee, du glänzend reiner,
Machest die Winterzeit.
Und nun ist ohne Stocken
Das Schneegeweb im Gang,
Worauf, ihr lieben Flocken,
Habt ihr gewartet so lang?
Ihr wartetet, bis man getragen
Mein todtes Kind aus dem Haus;
Nun breitet ihr mit Behagen
Die Decke darüber aus.
Textquelle:
• Friedrich Rückert: Kindertodtenlieder aus seinem Nachlasse. Frankfurt a.M. 1872. S. 182.
Hintergrundinfo:
• e.wikipedia.org/wiki/Kindertodtenlieder
• http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Befreiung-von-der-Last-des-Lebens;art742,6429543
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