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Tanja Langer
Meine kleine Großmutter & Mr. Thursday oder Die Erfindung der Erinnerung
Roman

Träumen, Erfinden, Erinnern: Ein großer Roman über eine kleine Frau

Ich habe meine Großmutter gekannt, aber ich wusste nicht, dass sie es war. Linda, Übersetzerin aus dem Persischen, lässt sich gern von ihren Träumen lenken, und so findet sie sich eines Tages in Lüneburg wieder: Dort lebte ihre kaum gekannte Großmutter Ida unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, geflohen aus Oberschlesien, verwitwet, mit fünf Kindern. Knapp eineinhalb Meter groß, arbeitete sie für den »Direktor des englischen Kinos«. Dieser Halbsatz entzündet Lindas Phantasie, und schon ist sie mitten in der Zeit der britischen Besatzung, von 1945 bis 1949: Ida verliert ihren Mann, Ida schrubbt Wäsche für die Tommys, und Ida begegnet Mr. Thursday. Sie fängt bei ihm im »Astra Cinema« an und merkt vor lauter Begeisterung für die Filme kaum, dass er sich in sie verliebt … Das Kino wird zum Gegenbild für die raue Wirklichkeit, durch die Ida und ihre kleine Rasselbande sich als »Flüchter« durchboxen, mit Einfallsreichtum, der Kraft der Träume und der Liebe, die sie verbindet. Indem Linda aus Sehnsucht nach der Großmutter, die sie nicht hatte, zu deren Erzählerin wird, verändert sie sich selbst – und erzählt noch dazu die Geschichte einer ganzen Epoche.

Drudenhaus und Foltergebäude „Peinliche Frag“

Drudenhaus und Foltergebäude „Peinliche Frag“

Werner Schwanfelder

Wo gefoltert und verbrannt wurde

Die Fakten: In Bamberg wurden zwischen 1616 und 1618 etwa 300 Menschen wegen Hexerei hingerichtet. Der größte Hexenjäger aller Zeiten war Bischof Johann Georg II. Fuchs von Dornheim. Es gelang ihm, in den Jahren 1626 bis 1630 etwa 600 „Zauberer“ und „Unholde“ vom Leben in den Tod zu befördern. Unter den Opfern befanden sich auch recht interessante Personen: der Bürgermeister Johannes Junius oder der bischöfliche Kanzler Dr. Georg Haan, der den Mut bewiesen hatte, die Prozesse zu kritisieren. Für die Hexen benötigte man ein Bauwerk, das Drudenhaus. Man erbaute es in den 1620er-Jahren in der Franz-Ludwig-Straße. Das Hexenwesen beendeten die schwedischen Truppen, die am 11. Februar 1632 nach Bamberg kamen. Sie befreiten die letzten zehn „Hexen“ aus ihrem Gefängnis im Drudenhaus. Später wollte man den komprimierenden Bau schnell loswerden. Bereits 1635 wurde er abgerissen, die Steine sinnigerweise 1654 für den Bau des Kapuzinerklosters verwendet.

Es war für die Bamberger jüngst ein durchaus schmerzlicher Prozess, die Rolle der Stadt bei den Hexenprozessen einzugestehen und den Opfern ein Denkmal zu widmen. Aber wo? Man beschloss: auf Geyerswörth. Das ist etwas makaber, denn es ist der Ort der Täter und nicht der Ort der Opfer. Vielleicht wäre der Schönleinsplatz besser gewesen, denn dort loderten einst die Scheiterhaufen. Aber dort steht schon der Prinzregent Luitpold. Auch die Franz-Ludwig-Straße hätte sich angeboten. Dort stand einst das Drudenhaus. Nichts erinnert mehr daran. Hier steht nur ein schnödes Bürohaus.

Weitere Informationen:

Hexenmahnmal

hinter dem Schloss Geyerswörth

Drudenhaus und Foltergebäude „Peinliche Frag“

Franz Ludwig Straße 7 bzw. 10

96047 Bamberg

*****

Textquelle:

Schwanfelder, Werner: Bamberg: Die 99 besonderen Seiten der Stadt, Reiseführer, Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag, 2015.

Bildquelle:

Ebd.

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Drudenhaus und Foltergebäude „Peinliche Frag“

Franz Ludwig Straße 7
96047 Bamberg

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