Die Stadt Nürnberg hat einiges für seine Besucher zu bieten. Neben der berühmten Nürnberger Burg so auch die Frauenkirche. In der Nürnberger Altstadt befindet sich eine weitere außergewöhnliche Nürnberger Sehenswürdigkeit: Das Albrecht-Dürer-Haus, ein mittelalterliches Gebäude, welches ca. 1420 errichtet und nach 1500 durch den Astronomen, Humanist und Kaufmann Bernhard Walther modernisiert wurde.
Der bekannte deutsche Maler, Grafiker, Mathematiker und Kunsttheoretiker Albrecht Dürer der Jüngere (1471-1528) bezog das Wohnhaus in der heutigen Albrecht-Dürer-Straße 39 nach seiner Venedigreise im Jahr 1509. Als Genannter des Größeren Rats in Nürnberg beteiligte er sich vermutlich maßgeblich an Kunstprojekten der Stadt. Sein Haus diente ihm dabei nicht nur als Wohn- sondern auch als Arbeitsraum. Gemeinsam mit seiner Frau Agnes und anfänglich mit seiner Mutter Barbara lebte Dürer hier annährend 20 Jahre bis zu seinem Tod 1528. Auch Lehrlingen, Gesellen und Hausangestellten bot das Gebäude genügend Raum.
Beeindruckend ist das mittelalterliche Bauwerk mit seinen aus dem 1418 stammenden Balken an der Ecke der ehemaligen Zistelgasse zum Platz vor dem Tiergärtner Tor. Das Wohnhaus umfasst vier Stockwerke, die unteren wurden in Sandstein gemauert, die beiden oberen in Fachwerk gestaltet. Außerdem verfügt das Gebäude über ein Krüppelwalmdach sowie ein Zwerchhaus zur Straßenseite. Das mächtige und beeindruckende Fachwerkhaus zählt zu den wenigen nicht zerstörten Bürgerhäusern aus Nürnbergs Blütezeit und ist darüber hinaus das einzige Künstlerhaus aus dem 16. Jahrhundert in Nordeuropa. Bereits 1828 öffnete Dürers Wohnhaus seine Pforten als erstes deutsches Künstlermuseum.
Dürers Arbeitszimmer befand sich auf der Seite des Tiergärtner Tors, ein damaliger Verkehrsknotenpunkt, so dass ihn während seiner künstlerischen Betätigung stets der Lärm der Straße, aber auch die durch Bedienstete, Lehrlinge und Familienangehörige verursachten Geräusche im Haus, begleiteten.
Die Zerstörung der Nürnberger Altstadt im Jahr 1945 im Rahmen der Bombenangriffe des 2. Weltkriegs überstand das Haus erstaunlicherweise, so dass es bereits 1949 wiedereröffnet werden konnte. Ein moderner Ausstellungsanbau entstand 1971 anlässlich Dürers 500. Geburtstag. Hier finden heute regelmäßig Wechselausstellungen statt, die die reichen Bestände der städtischen Kunstsammlungen zeigen.
Das Museum bietet sowohl weitreichende Einblicke in das Leben und Wirken Albrecht Dürers, als auch in die Lebensbedingungen der gutbürgerlichen Gesellschaft seiner Zeit. So ist im ersten Obergeschoss die historische Küche mit einer großen originalen Herdstelle erhalten. Die zwei der Küche gegenüberliegenden Wohnräume wurden 1880 nach dem Entwurf des Nürnberger Kunstschulprofessors und Künstlers Friedrich Wilhelm Wanderer im Stil der Dürerzeit eingerichtet und wurden nach ihm benannt. Neben den authentisch erhaltenen bzw. gestalteten Wohnräumen kann der Besucher sich in der lebendigen Werkstatt im zweiten Obergeschoss einen Eindruck über die künstlerischen Techniken in der Zeit Dürers verschaffen. Die Entstehung einiger seiner Werke kann hier nachvollzogen werden. Auch finden sich Informationen über die Farbgewinnung in der damaligen Zeit sowie über das Dürers Wirken als Kupferstecher und Formschneider für den Holzschnitt. Naturkundliche Sammelstücke sind ebenso ausgestellt wie Raritäten und repräsentieren den Forscherdrang des bekannten Künstlers. Jeden Mittwoch findet eine Vorführung zur Entstehung eines Kupferstichs mit der Künstlerin Sofia Fränkl statt, vom Entwurf bis hin zum fertigen Werk.
Im Juli 2012 wurde nach einjähriger Umbauphase der Dürer-Saal eröffnet. In der dortigen Dauerausstellung können hochwertige Kopien von Dürers Hauptwerken besichtigt werden. Kopien seiner Werke sind im Laufe der Jahrhunderte in einer Vielzahl entstanden, die erste 1627 durch den Versuch der Reichsstadt Nürnberg, den bayerischen Kurfürsten Maximilian I. mit einer qualitativ hochwertigen Kopie vom Erwerb der „Vier Apostel“ abzuhalten. Die Kopien der Dürer-Gemälde sind ein Glücksfall, wo doch die Museen in Nürnberg zwar im Besitz aller druckgraphischen Werke sind, seine Gemälde allerdings nun mehr über Museen und Sammlungen der ganzen Welt verstreut sind. In digitalisierter Form gelangen die Bilder nun nach und nach in Dürers Heimatstadt zurück und werden für die Besucher des Museums in hoher Auflösung an leicht zu bedienenden Medienstationen zugänglich gemacht. Für jedes von Dürers 43 Schaffensjahren wurde je eine Zeichnung, Druckgrafik oder ein Tafelbild ausgewählt.
Ein weiteres Highlight des Museums ist das im dritten Obergeschoss 2010 eingerichtete Graphische Kabinett. Um die historische Architektur wieder deutlich sichtbarer zu machen, wurde eine neuzeitliche Trennwand entfernt, der Raum dadurch großzügiger in seiner optischen Wirkung.
Führungen über Audio-Guide sind immer möglich, spezielle Führungen, wie die Führung mit Dürers Frau, dargestellt durch eine zeitgemäß gekleidete Schauspielerin, oder die Familienführungen finden zu bestimmten Terminen statt.
Adresse
Albrecht-Dürer-Straße 39
90403 Nürnberg
Tel.: 0911 / 2312568
Öffnungszeiten:
Di - Fr | 10:00 - 17:00 Uhr |
Sa / So | 10:00 - 18:00 Uhr |
Mo (Juli bis September) | 10:00 - 17:00 Uhr |
Sonderöffnungszeiten finden sich auf der Homepage