Bayern-Lese

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Bayern-Lese

Siegfried Wittenburg
Leben in der Utopie
Fotografien 1980–1996
Mit einer Einführung von Valeria Liebermann
Bild-Text-Band

Siegfried Wittenburg ist heute einem großen Publikum durch seine viel beachteten Beiträge auf dem Zeitgeschichten-Portal einestages (SPIEGEL ONLINE) bekannt. Stets schafft er es dabei, mit poetischen Fotos und unterhaltsamen Berichten sein Publikum zu fesseln. Er zeigt seine Werke regelmäßig in Ausstellungen, beteiligt sich an Fotoproduktionen und Buchpublikationen.
Begonnen zu fotografieren hat Wittenburg in der DDR der späten siebziger Jahre. Der Autodidakt nahm ab 1981 an Ausstellungen teil, wurde Leiter eines Fotoklubs. Als er sich der Zensierung von Fotografien verweigerte, musste er zeitweilig seine Funktion aufgeben, erhielt Hausverbot.
Der Bild-Text-Band versammelt seine besten Geschichten auf einestages.spiegel.de und präsentiert zugleich das fotografische Œuvre Wittenburgs. So gelingt nicht nur ein spannender bis amüsanter Blick auf die DDR der kleinen Leute, sondern auch auf die Zeit der friedlichen Revolution und der unmittelbaren Nachwendezeit.

Unser Leseangebot
Bamberger Fenstersturz

Bamberger Fenstersturz

Werner Schwanfelder

Unglücksfall, Selbstmord oder Mord?

Nicht nur Prag hat seinen Fenstersturz, Bamberg auch. Beweis: eine Gedenktafel an der Ostseite der Neuen Residenz. Sie wird oft übersehen. Louis-Alexandre Berthier (1753–1815) fand hier den Tod.

Berthier war von 1805 bis 1814 Generalstabschef Napoleons. Als dieser auf Elba verbannt wurde, wechselte Berthier auf die Königsseite. Bei Napoleons Rückkehr von Elba, saß sein Ex-Marschall zwischen allen Stühlen. Da er eine bayerische Prinzessin geehelicht hatte, floh er nach Bamberg. Doch dort ergriff ihn das Unheil. Unter mysteriösen Umständen stürzte er aus dem oberen Stockwerk der Neuen Residenz zu Tode. War es ein Unglücksfall, Selbstmord oder gar Mord? Dubiose Augenzeugen wollen beobachtet haben, wie maskierte Männer ihn aus dem Fenster geworfen hätten. Bewiesen hingegen ist nichts. Und auch nicht, dass Napoleon die Schlacht von Waterloo verlor, weil sein tüchtiger Marschall nicht mehr an seiner Seite kämpfte.

Gewiss ist jedoch, dass dieser Fenstersturz in die Bamberger Geschichte einging. Zum Gedenken brachte man sogar eine Tafel an. Aber gerade diese Tafel weckt die Zweifel an dem Ereignis. Wahrscheinlich wurde sie falsch angebracht: Nicht vom 6. Fenster, sondern vom 9. Fenster des Obergeschosses von rechts sprang der Marschall oder „wurde er gesprungen“. Im Übrigen stellt sich die Frage, warum Berthier überhaupt am Fenster stand und somit leicht überwältigt werden konnte. Zeitgenossen vermuteten, dass er nach russischen Truppen Ausschau hielt, die von Osten gekommen seien – und fanden die Erklärung glaubwürdig.


Weitere Informationen:

Gedenktafel an der Neuen Residenz

von der Residenzstraße aus gesehen


*****

Textquelle:

Schwanfelder, Werner: Bamberg: Die 99 besonderen Seiten der Stadt, Reiseführer, Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag, 2015.

Bildquelle:

Ebd.

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