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Sebastian Hennig

Kennst du Theodor Fontane?

Vom jungen Apotheker über den Balladendichter und Journalisten wurde Fontane zum gefeierten Reiseberichtautor und späten Romancier. Das Buch begleitet den Autor auf seinem Weg und stellt gleichzeitig die Frage: Was können uns Fontanes Beobachtungen heute noch sagen?

Christiane Eberhardine

Christiane Eberhardine

Hans-Joachim Böttcher

Ihre Besuchsreisen nach Bayreuth

Die Prinzessin und spätere sächsische Kurfürstin Christiane Eberhardine (1671 - 1727) pflegte mit ihren Eltern, das waren Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth sowie Gemahlin Sophie Luise eine sehr enge liebevolle Beziehung. In Kreisen des Hochadels, in denen die Erziehung der Kinder fast generell durch Personal erfolgte, war das zu jener Zeit nicht die Regel; meist war die Folge ein recht liebloses Verhalten zueinander.

Die im Januar 1693 in Bayreuth geschlossene Ehe von Christiane Eberhardine mit dem sächsischen Prinz Friedrich August (heute berühmt als August der Starke!) nahm - die Markgräfin hatte es vorab befürchtet - einen unglücklichen Verlauf. Die Ursachen waren unzählige amouröse Eskapaden von Friedrich August und insbesondere seine Konversion 1697 zum Katholizismus. Dazu kam sodann der zeitweise starke Druck auf Christiane Eberhardine, zu ihrem Gemahl nach Polen überzusiedeln (dem sie tapfer widerstand!) und letztlich die 1712 erzwungene Konversion ihres einzigen Sohnes. Bedingt dadurch flüchtete sich Christiane Eberhardine immer mehr in eine große Gläubigkeit, wo sie Stärkung fand. Aber sie suchte auch seelische und praktische Unterstützung in ihrer Familie, mit der sie sehr enge Kontakte pflegte, das vorrangig durch Briefverkehr, aber auch persönliche Kontakte. So lud sie ihren Vater öfters zu Beratungen nach Sachsen ein, konnte sich mehrmals über Besuche ihrer Mutter freuen und gleichfalls über die ihres Bruders sowie von Mitgliedern seiner Familie. Aber sie nahm auch mehrmals die Strapazen einer Reise in ihre alte Heimat auf sich.

Eine Fahrt mit der Kutsche von Dresden nach Bayreuth dauerte zu jener Zeit etwa drei Tage. Die Straßen waren mehr als schlecht, so dass man tüchtig durchgeschüttelt wurde und die Gasthöfe, in denen selbst eine Kurfürstin und Königin mit ihrer Begleitung wie jeder andere normale Reisende einkehren musste, nicht besser. Obwohl eine Reise an und für sich schon kein Vergnügen war, wurden diese eigenartiger Weise am liebsten in den Wintermonaten durchgeführt. Dann kam man offenbar auf den hart gefrorenen Wegen mit dem Wagen besser als zu anderen Jahreszeiten voran und mit dem Schlitten natürlich erst recht. Damit es sich auch lohnte, all die Reisestrapazen auf sich genommen zu haben, blieb man zumeist gleich mehrere Monate oder zumindest Wochen am Reiseziel.

Im Oktober 1694 war Christiane Eberhardine das erste Mal nach ihrer Eheschließung wieder nach Bayreuth gereist, wo sie sich für den 24. des Monats nachweisen lässt. Der Hauptzweck ihres Besuches dürften die aus ihrer Standeserhöhung zur Kurfürstin resultierenden Konsequenzen gewesen sein. Offenbar veranlasste sie ihre Eltern, Gesandte zu ihrem Gemahl zu schicken, um einen neuen Ehevertrag mit einem nun standesgemäßeren Wittum auszuhandeln. Einfach zwischen den Ehegatten ließen sich derartige Fragen im Hochadel nicht besprechen, dazu hatte man ja seine Diplomaten und Juristen. Weihnachten noch in Bayreuth verbringend reiste Christiane Eberhardine sodann nach Leipzig, wo sie sich mit ihrem Gemahl traf und mit ihm gemeinsam Silvester feierte.
Durch Schwangerschaft und Geburt ihres Sohnes Friedrich August, wie auch andere Ursachen bedingt war es Christiane Eberhardine erst 1697 möglich, wieder einmal nach Bayreuth zu fahren; das erfolgte um den 11./12. August. Diese Reise dürfte nicht länger als vier Wochen gedauert haben. Zu dem Zeitpunkt stand die sächsische Kurfürstin und ungewollte polnische Königin Christiane Eberhardine unter größter seelischer Not. Ihr Gemahl, der sich nun August II. nannte, hatte auf sie immer mehr den Druck erhöht, zu ihm nach Polen überzusiedeln. Das wollte sie jedoch auf keinen Fall, da sie befürchtete dort unter massiven Druck gesetzt zu werden ebenfalls zum Katholizismus zu konvertieren. Da ihr Briefverkehr kontrolliert wurde begab sich Christiane Eberhardine nach Bayreuth, um sich hier mit ihrer Mutter Sophie Luise zu beraten. Diese und ihr Gemahl verhielten sich allerdings nun gegenüber ihrem mächtigen kurfürstlich-königlichen Schwiegersohn sehr vorsichtig. Da sie selbst ihrer Tochter rieten, sich zu ihrem Gemahl nach Polen zu begeben, dürfte die Reise für Christiane Eberhardine kaum eine seelische Stärkung gebracht haben.

Zu einer erneuten Fahrt in die alte Heimat kam es im August 1698, wo sie sich für den 30. des Monats nachweisen lässt. Der Aufenthalt von Christiane Eberhardine wird nur einige wenige Wochen gedauert haben. Wiederum dürfte der Besuch dazu gedient haben, ihre Ehe- und Religionssituation zu beraten, wo es zu diesem Zeitpunkt gerade zu einem Aussetzen jeglicher diplomatischer Aktivitäten gekommen war, da sich August II. auf einem Feldzug gegen die Türkei befand.
 
Offenbar erst am 3. März 1701 begab sich Christiane Eberhardine wieder einmal auf eine Reise nach Bayreuth. Um die Gesundheit ihrer Mutter Markgräfin Sophie Luise stand es nicht gut; sicher wollte Christiane Eberhardine diese im Krankenbett pflegen. Ein anderer Reisegrund dürfte für sie aber auch die Geburt ihrer Nichte Christiane Sophie Wilhelmine am 6. Januar gewesen sein. Zwischen Christiane Eberhardine und ihrem Bruder Erbprinz Georg Wilhelm bestand meist ein gutes Verhältnis, was eigenartiger Weise zu ihrer Schwester Eleonore Magdalena überhaupt nicht der Fall war. Am 9. April reiste Christiane Eberhardine wieder von Bayreuth ab.

Im folgenden Jahr, 1702, war es ein trauriger Anlass, dass sie sich im Oktober in ihre alte Heimatstadt begeben musste; ihre geliebte Mutter war am 3. des Monats verstorben. So konnte Christiane Eberhardine nur an den Trauerfeierlichkeiten zu deren Beisetzung in der Fürstengruft der Stadtkirche teilnehmen. Ihr Vater war tief vom Verlust seiner Gemahlin getroffen und ihr Bruder kaum von einer sehr schweren Kriegsverletzung genesen. Um ihnen beiden beistehen zu können blieb Christiane Eberhardine bis Januar 1703 in Bayreuth. Während dieser Zeit musste sie zudem mit ihrer Schwester Eleonore Magdalena die sicher wenig erfreuliche Teilung des mütterlichen persönlichen Besitzes durchführen.

Vielleicht da sie auf ihren Vater verärgert war, der ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Gemahlin unerwartet erneut geheiratet hatte und zudem, da er mit der Vermählung ihrer Schwester Eleonore Magdalena 1704 mit dem katholischen Grafen Hermann Friedrich von Hohenzollern-Hechingen einverstanden war, fuhr Christiane Eberhardine erst nach fast drei Jahren, vermutlich am Ostermontag 1705, wieder einmal nach Bayreuth. Diese Reise, für die keine Gründe erkennbar sind, erfolgte eigenartiger Weise nur mit sehr geringer Begleitung mit der normalen Post von Leipzig aus, also inkognito. Das ist das einzige Mal, dass Christiane Eberhardine auf diese Weise reiste, da sie ansonsten viel Wert auf ein standesgemäßes Auftreten legte. Am 9. Mai traf sie wieder in Leipzig ein.
Schon am 16. Dezember 1705 begab sich Christiane Eberhardine erneut nach Bayreuth. Anlass war die Niederkunft ihrer Schwägerin, die sie danach pflegen wollte. Dieser Aufenthalt in Franken dürfte allerdings nur wenige Wochen gedauert haben.

Auf Grund des für Sachsen katastrophal verlaufenden Nordischen Krieges (den August II. auf polnischen Druck 1701 begonnen hatte!) flüchtete Christiane Eberhardine am 11. September 1706 aus Schloss Hartenfels in Torgau nach Bayreuth. Erst auf ausdrückliche Aufforderung ihres Gemahls kam sie wieder von dort zurück, um sich mit ihm am 4. Februar 1707 in Leipzig demonstrativ öffentlich dem Volk zu zeigen.

Für die nächsten fünf Jahre konnte bislang keine Reise von Christiane Eberhardine in ihre alte Heimat festgestellt werden. Hierher kam sie offenbar erst wieder, nachdem ihr Vater am 12. Mai 1712 verstorben war. Dessen Beisetzung und die Regentschaftsübernahme ihres Bruders Georg Wilhelm bewogen sie, die Reisestrapazen auf sich zu nehmen.

Nach dem Tod nunmehr beider Elternteile stattete Christiane Eberhardine offenbar erst nach fünf Jahren, im Sommer 1717, ihrer alten Heimat einen erneuten, längeren Besuch ab. Während dieser Zeit fuhr sie mit ihrer leicht verwachsenen Nichte (die sie 1713/17 an ihrem Hof in Sachsen erzogen hatte!) für einige Zeit mit einem großen Gefolge in das kleine Wildbad Burgbernheim. Ob das im Gesundheitsinteresse ihrer Nichte war, in ihrem eigenen oder ob sie mit ihrem Aufenthalt nur das Wildbad bekannter machen und damit ihrem Bruder helfen wollte, dessen Betrieb wirtschaftlicher zu gestalten, sei dahin gestellt.

Soweit wie bekannt war das der letzte Aufenthalt von Christiane Eberhardine in Bayreuth. Ob sie zur Beisetzung ihres Bruders Markgraf Georg Wilhelm, der am 18. Dezember 1726 an den seelischen Folgen seiner sehr tragisch geführten Ehe schon mit 48 Jahren verstarb, hierher reiste, ließ sich bislang nicht nachweisen. Sie selbst verschied ein Jahr später am 5. September 1727 mit knapp 56 Jahren, so wie sie gelebt hatte gläubig und furchtlos in ihrem Schloss in Pretzsch.

Weiterführende Literatur: Hans-Joachim Böttcher. Christiane Eberhardine - Prinzessin von Brandenburg-Bayreuth, Kurfürstin von Sachsen und Königin von Polen, Gemahlin August des Starken. Dresden 2011. ISBN 978-3-941757-25-7.

    

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Bilder:
- Vorschaubild: wikimedia, Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth - gemeinfrei
- Christiane Eberhardine in späteren Jahren auf einem Ölgemälde
  (Fotoausschnitt eines 1992 aus Schloss Pretzsch gestohlenen Bildes!).
- wikimedia, Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth, um 1685 - gemeinfrei 
- Schloss Pretzsch in winterlicher Landschaft (Foto: E. Dubrau, Pretzsch).

 

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