Erste Deutsche Eisenbahn
Florian Russi
Bayern als Vorreiter im Bahnverkehr
Bild 1: Bayerische Ludwigsbahn Nuernberg-Fuerth II 1889
In mehreren Ländern wurde an ihrer Entwicklung gearbeitet. Als Konstrukteur der ersten Dampflokomotive, die den bezeichnenden Namen „Nr. 1" trug, ist der Engländer Georg Stephenson anerkannt. Nach seinen Plänen wurde am 27. September 1825 auf der Strecke von Stockton nach Darlington in England das Zeitalter der dampfgetriebenen Eisenbahnen eröffnet. Mit ihm begann ein weltweiter technischer und wirtschaftlicher Aufschwung, der auch unter dem Begriff „Zweiter Kondratieff-Zyklus" bekannt ist. Er begründete einen gewaltigen Zuwachs an Mobilität für Menschen und Waren.
Da wollten die deutschen Länder nicht zurückstehen. Der bayrische König Ludwig I. schickte einen seiner fähigsten Männer, den Ingenieur-Konstrukteur Joseph von Baader, nach England, um dort das Eisenbahnwesen zu studieren. Von Ludwig heißt es, er habe der Eisenbahn skeptisch gegenübergestanden und stattdessen den Ausbau von Wasserstraße bevorzugt. Er war es aber, der schon 1828 zum Bau einer Eisenbahnstrecke zwischen Nürnberg und Führt aufforderte. Er verlieh der Betreibergesellschaft auch seinen Namen: „Königlich privilegierte Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft".
Wie so oft in solchen Fällen meldeten sich sofort Bedenkenträger zu Wort. Eine Fahrgeschwindigkeit von 30 Kilometern in der Stunde sei für das menschliche Auge eine zu große Belastung unkten namhafte Mediziner. Besorgliches wurde den rechts und links der Bahnstrecke grasenden Kühen vorausgesagt: sie würden zukünftig keine Milch mehr geben können. Noch schlimmer aber würde es den Vögeln in der Umgebung ergehen: sie würden tot vom Himmel fallen. Allen Ernstes forderten einige Ärzte: „Ortsveränderungen mittels irgendeiner Art von Dampfmaschinen sollten im Interesse der öffentlichen Gesundheit verboten sein."
Der Dichter Heinrich Heine warnte: „Durch die Eisenbahn wird der Raum getötet". Sein Kollege Joseph von Eichendorff befand: „Diese Dampffahrten rütteln die Welt, die eigentlich nur noch aus Bahnhöfen besteht, unermüdlich durcheinander."
Bild 2: „Adler“, Bj. 1835, Foto kurz nach 1850
Dennoch war es am 7. Dezember 1835 soweit. An diesem Tag rollte über die von dem Ingenieur Paul Camille Denis (er wurde später geadelt) erbaute erste deutsche Dampfeisenbahnstrecke zwischen Nürnberg und Führt erstmals ein von einer Dampflokomotive gezogener Eisenbahnzug. Denis war auch für die Konstruktion eines Teils der Wagons verantwortlich. Die Lokomotive, die den Namen „Adler" trug, war in England hergestellt worden. Als Lokführer fungierte der Engländer William Wilson. Man verließ sich also auf erfahrene Kräfte.
Das Ereignis zog viele tausende Zuschauer in Bann und löste in ganz Deutschland einen Eisenbahnboom aus. Bahnprojekte erwiesen sich als lohnende Finanzinvestitionen. Die Finanziers der Strecke Nürnberg - Fürth konnten sich über eine Dividende von 20% freuen.
Im Jahr 1985 war die Deutsche Bundesbahn mit über 320.000 Mitarbeitern der drittgrößte Arbeitgeber in der Bundesrepublik Deutschland. Heute umfasst die gesamte Republik etwa 34.000 Bahnkilometer. Die Eisenbahnen transportierten im Jahr 2013 mehr als 2,2 Milliarden Reisende und über 400 Millionen Tonnen an Waren. Bis heute zählt die Bahn zu den effektivsten und zuverlässigsten Transportmitteln. Einmal jedoch musste damit angefangen werden, und dies war vor über 175 Jahren zwischen Nürnberg und Fürth in Bayern.
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