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Johann Joachim Winckelmanns Wirken auf Schloss Nöthnitz und in Dresden

Klaus-Werner Haupt

Nach rastlosen Jahren findet Johann Joachim Winckelmann auf dem nahe Dresden gelegenen Schloss Nöthnitz eine Anstellung als Bibliothekar. Die bünausche Bibliothek und die Kunstsammlungen der nahen Residenzstadt ermöglichen Kontakte mit namhaften Gelehrten. In ihrem Kreise erwirbt der Dreißigjährige das Rüstzeug für seine wissenschaftliche Karriere. Sein epochales Werk „Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst“ (1755) lenkt den Blick auf die Kunstsammlungen Augusts III. und ebnet den Weg nach Rom.

Winckelmanns Briefe, von denen mehr als fünfzig aus den sächsischen Jahren überliefert sind, lassen seinen Karrieresprung, aber auch seine persönlichen Nöte vor unseren Augen lebendig werden. Zwei Gastbeiträge über die jüngere Geschichte des Schlosses und die Visionen der Freunde Schloss Nöthnitz e. V. runden den Jubiläumsband ab.

Die Jungfrau und der Bamberger Dom

Die Jungfrau und der Bamberger Dom

Carolin Eberhardt

Aus Neid oder Gier ist der Mensch zu vielerlei Boshaftigkeit fähig. Um einen Konkurrenten auszustechen oder einem verachteten Menschen Schaden zuzufügen, werden zuweilen Intrigen gesponnen oder Lügen erzählt. Die Folgen solcherlei Machenschaften sind im Vorhinein nicht vollends abzusehen und sind dem Verursacher auch oft nebensächlich, wenn er nur sein Ziel damit erreicht. In der vorliegenden bayrischen Sage aus dem Volksmunde intrigiert der Teufel höchstpersönlich gegen ein unschuldiges, frommes und schönes Mädchen, da er über dessen Reinheit erbost ist.

Carolin Eberhardt

Vor langer Zeit einmal lebte in Bamberg ein Mann, der als Wärter am Jakobstor sein Brot verdiente. Der Wächter hatte eine Tochter, welche weit und breit wegen ihrer großen Schönheit bekannt war. Doch Schönheit ist nicht immer ein Segen, denn einige Männer der Stadt stellten dem Mädchen nach, um es zu verführen. Das fromme Kind widerstand aber den leiblichen Versuchungen und verärgerte mit ihrem Anstand den Teufel höchstpersönlich. Und so intrigierte der Belzebub, flüsterte dem Wärter des Mädchens Gerüchte von deren Unzüchtigkeit in das Ohr und brachte ihn dazu, dass er diesen Anschuldigungen Glauben schenkte. So war das grausame Schicksal der Tochter besiegelt, denn ihr eigener Vater ließ sie zum Tode verurteilen. Als nun die Stunde der Vollstreckung herangekommen war und das Mädchen auf ihren letzten Gang herausgeführt wurde, damit sie an der Fürstentür ihr Urteil empfangen sollte, so warf sie sich an dieser Stelle auf die Knie und betete zur Heiligen Jungfrau, sie wolle gern in den Tod gehen, nur solle ihr die Schmach der Hinrichtung erspart bleiben. Gerade als die zu Unrecht Angeklagte ihre Fürbitte beendet hatte, fiel ein großer Ziegel mit einer solchen Gewalt vom Dach des Domes, dass das Mädchen, durch dessen Aufprall getroffen, tot zu Boden fiel. Als nun dieser Vorfall geschehen war, wurde das umstehende Volk mit der Einsicht von der Unschuld des Mädchens erleuchtet und zum Andenken an die Wärterstochter weite man zwei Bildsäulen am Jakobstor: eines für die Heilige Jungfrau, eines für das fromme Mädchen, welches auf dem Bildnis fünf Ziegel in der Hand hält.

*****

Textquelle:
In Anlehnung an: Schöppner, Alexander (Hrsg.): Sagenbuch der Bayrischen Lande: aus dem Munde des Volkes, der Chronik und der Dichter, Band 3, München: Verlag der Ratth. Rieger'schen Buchhandlung, 1853; Quelle der Sage: mündlich überliefert.

Bildquellen:

Vorschaubild: Bamberger Dom (1880), 1880, Urheber: unbekannt via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

Teufel Fuerstenportal Fuerstenportal am Bamberger Dom, 2006, Urheber: Immanuel via Wikimedia Commons Gemeinfrei.

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