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Magisches Lesevergnügen bietet Ingrid Annels Jugendroman, der den Leser auf eine Zeitreise ins Mittelalter führt.

 

Wie der Natternberg an die Donau kam

Wie der Natternberg an die Donau kam

Carolin Eberhardt

Es ist schon erstaunlich, dass der Teufel in Legenden immer wieder nicht nur als boshaftes Wesen geschildert wird, das andere gern überlistet, um deren Seele für sich beanspruchen zu können, sondern er auch der wahren Boshaftigkeit habhaft sein soll. Denn was der Teufel in vielen Erzählungen der Vorzeiten am allerwenigsten leiden konnte, sind gottesfürchtige Menschen, die sich brav an die Gebote Gottes halten und auch sonst ihr Leben brav und ohne Heimtücke oder Straftaten führen. Diesen Menschen soll der Teufel sogar nach dem Leben getrachtet haben, wie die folgende mündlich überlieferte Sage über die Entstehung des Natternberges bei Deggendorf berichtet. 

Die Bayrische Volkssage überliefert, dass die Einwohner der Stadt Deggendorf schon in Vorzeiten ein sehr gottesfürchtiges und braves Völkchen waren. Natürlich spornte das den Satan, den Teufel höchstpersönlich, an, ihnen durch einen bitterbösen Teufelstreich nach dem Leben zu trachten. Und so begab es sich, dass er zufällig in Italien einen großen Felsbrocken fand, in Höhe und Breite genau passend dafür, ihn in die Donau zu versenken, um den Ort Deggendorf mit einer großen Überflutung dem Erdboden gleichzumachen. Und so schnappte er sich übermütig den Felsbrocken und flog mit diesem geradewegs in die Richtung des verhassten gotterfüllten Ortes. Als er sein Ziel beinah erreicht hatte und kurz davorstand, den Felsen wie geplant in die Donau zu werfen, da vernahm er plötzlich aus Deggendorf das Glockengeläute der dortigen Kirche, die zur Messe einlud. Das teuflische Wesen war durch dieses Geläut mit einem Schlag aber gelähmt. Es konnte sich nicht einen Zentimeter weiterbewegen. Und so entglitt ihm auch der große Stein an Ort und Stelle. Aus diesem Grund befindet sich der Natternberg heute auf der Deggendorf gegenüberliegenden Donauseite. Und die Deggendorfer, überrascht über den fremden Berg in ihrer Heimat, blieben von dem für sie vorgesehenen teufelsgemachten Schicksal verschont.

 

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Textquelle:

Neu erzählt in Anlehnung an: Schöppner, A. (Hrsg.): Sagenbuch der Bayerischen Lande aus dem Munde des Volkes, der Chronik und der Dichter, erster Band, München: Verlag der Matth. Rieger'schen Buchhandlung, 1852, S. 82.

Bildquelle: 

Natternberg aus der Ferne, 2005, Urheber: Topfklao / Christoph Neumüller via Wikimedia Commons Attribution.

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