Bayern-Lese

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Rüdiger Fikentscher (Hg.)
Tausch- und Geldkulturen in Europa
Sachbuch
mdv aktuell, Bd. 15

Die Autorinnen und Autoren geben Antworten auf Fragen, die nach dem Umgang mit Geld und seinen verschiedenen Erscheinungsformen immer wieder neu auftauchen. Die Beiträge des Buches spannen dabei den Bogen von den Tauschsystemen in vorchristlicher Zeit bis zu den Bitcoins der Gegenwart. Ein frühneuzeitliches Kerbholz wird ebenso behandelt wie Goethes Finanzierung seiner Italienreise. Kopfschütteln erzeugt noch heute die erste bekannte Spekulationsblase, der »Tulpenwahn« in den Niederlanden.

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Bamberger Fenstersturz

Bamberger Fenstersturz

Werner Schwanfelder

Unglücksfall, Selbstmord oder Mord?

Nicht nur Prag hat seinen Fenstersturz, Bamberg auch. Beweis: eine Gedenktafel an der Ostseite der Neuen Residenz. Sie wird oft übersehen. Louis-Alexandre Berthier (1753–1815) fand hier den Tod.

Berthier war von 1805 bis 1814 Generalstabschef Napoleons. Als dieser auf Elba verbannt wurde, wechselte Berthier auf die Königsseite. Bei Napoleons Rückkehr von Elba, saß sein Ex-Marschall zwischen allen Stühlen. Da er eine bayerische Prinzessin geehelicht hatte, floh er nach Bamberg. Doch dort ergriff ihn das Unheil. Unter mysteriösen Umständen stürzte er aus dem oberen Stockwerk der Neuen Residenz zu Tode. War es ein Unglücksfall, Selbstmord oder gar Mord? Dubiose Augenzeugen wollen beobachtet haben, wie maskierte Männer ihn aus dem Fenster geworfen hätten. Bewiesen hingegen ist nichts. Und auch nicht, dass Napoleon die Schlacht von Waterloo verlor, weil sein tüchtiger Marschall nicht mehr an seiner Seite kämpfte.

Gewiss ist jedoch, dass dieser Fenstersturz in die Bamberger Geschichte einging. Zum Gedenken brachte man sogar eine Tafel an. Aber gerade diese Tafel weckt die Zweifel an dem Ereignis. Wahrscheinlich wurde sie falsch angebracht: Nicht vom 6. Fenster, sondern vom 9. Fenster des Obergeschosses von rechts sprang der Marschall oder „wurde er gesprungen“. Im Übrigen stellt sich die Frage, warum Berthier überhaupt am Fenster stand und somit leicht überwältigt werden konnte. Zeitgenossen vermuteten, dass er nach russischen Truppen Ausschau hielt, die von Osten gekommen seien – und fanden die Erklärung glaubwürdig.


Weitere Informationen:

Gedenktafel an der Neuen Residenz

von der Residenzstraße aus gesehen


*****

Textquelle:

Schwanfelder, Werner: Bamberg: Die 99 besonderen Seiten der Stadt, Reiseführer, Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag, 2015.

Bildquelle:

Ebd.

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