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Rüdiger Fikentscher

Deutschland und anderswo
Reiseerlebnisse im 19. Jahrhundert

»Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen«, dichtete einst Matthias Claudius. Wie recht er damit hatte, zeigt sich in den im Buch versammelten Originalberichten aus Tagebüchern und Briefen von Mitgliedern einer besonders reisefreudigen Familie über fünf Generationen. Sie reisten geschäftlich, wegen der Wissenschaft, um Bildung zu erwerben und persönliche Verbindungen zu stärken. Auf jeden Fall individuell, doch kaum, um sich zu erholen. Weder arm noch reich wanderten oder fuhren sie durch Deutschland, Österreich, Frankreich und England, kamen sogar nach Übersee.

Reichsstraße Donauwörth

Reichsstraße Donauwörth

Werner Rosenzweig

Kernstück der Stadt

Vor rund 14,5 Millionen Jahren ereignete sich nur wenige Kilometer von der heutigen Stadt Donauwörth entfernt eine kosmische Katastrophe, als ein etwa ein Kilometer großer Asteroid mit einer Geschwindigkeit von 70.000 km/h in die Erdkruste einschlug. Bei seiner Explosion setzte er eine Energie von mehreren 100.000 Hiroshima-Bomben frei und löschte im Umkreis von 100 Kilometern jegliches Leben aus. Geblieben ist bis heute der Geopark Ries mit einem Durchmesser von rund 25 Kilometern, an dessen süd-östlichem Rand die Große Kreisstadt Donauwörth liegt. Die Stadt selbst wurde vor über 1.000 Jahren aus einem ihrer zwei Flüsse geboren. Die Altstadtinsel Ried darf als Keimzelle der Stadt betrachtet werden. Von hier aus nahm zu den Zeiten der Völkerwanderung die Stadtentwicklung durch Fischer ihren Lauf. Heute bildet die kleine Insel eine verkehrsberuhigte Zone und ist sowohl bei den Einheimischen als auch bei Touristen ein beliebter Aufenthaltsort. Die Reichsstraße ist das Kernstück der Stadt. Ihren heutigen Namen bekam sie, weil sie Teilstück der Straße des Heiligen Römischen Reiches war, welches die ehemaligen Freien Reichsstädte Nürnberg und Augsburg miteinander verband. Sie liegt etwa im Mittelpunkt der Romantischen Straße zwischen Würzburg und Füssen und gilt als einer der schönsten Straßenzüge Süddeutschlands. An ihr entlang liegen das alte Rathaus (1236), das Tanzhaus (um 1400), das Fuggerhaus (1539), das Donauwörther Liebfrauenmünster und der Reichstadtbrunnen. Das Tanzhaus trägt seinen Namen zu Recht. Hier wurde für die Bürger sonntags zum Tanz aufgespielt, wovon sich auch Kaiser Maximilian nicht abschrecken ließ.

Im vierten Stockwerk ist das Archäologische Museum untergebracht und vermittelt Interessantes, Wissenswertes und Sehenswertes zur Vor- und Frühgeschichte Donauwörths. Am oberen Teil der Reichsstraße steht das 1539 errichtete Fuggerhaus, ein zweigeschossiger Bau der Renaissance. Im Jahr 1536 hatte Anton Fugger die Reichspflege für Donauwörth übernommen. Damit war er in der Stadt Stellvertreter des Kaisers, ausgestattet mit Rechten wie der Hochgerichtsbarkeit und des Geleitrechts. Es war eine von vielen Maßnahmen, womit die Fugger ihre Herrschaftsschwerpunkte von Augsburg aus nach Norden und Nordwesten, bis zur Donau hin, ausweiteten. Das katholische Donauwörther Liebfrauenmünster, eine gotische Stadtpfarrkirche, wie die Architektur des Turms verrät, ist ein Backsteinbau, dessen Bauzeit sich über 23 Jahre hinzog (1444–1467). Bis ins Jahr 1732 trug der Turm einen gotischen Spitzhelm. Zweimal schlug der Blitz darin ein. Danach bekam das Gotteshaus seinen heutigen Stumpfhelm. Im Innern der Kirche fallen besonders die Epitaphien der Deutschordenskomturen, das Sakramentshäuschen, der Taufstein sowie der gotische Christus über dem Hochaltar auf. Draußen, nur wenige Meter von der Kirche entfernt, sprudelt der Reichstagsbrunnen, auf dem ein mächtiger Adler thront. Der Brunnen entstand 1977 anlässlich der Feier zur „1.000-jährigen Brückenstadt“.

Weitere Informationen:

Reichsstraße

86609 Donauwörth

https://www.donauwoerth.de/

*****
Textquelle:

Rosenzweig, Werner: Romantische Straße: Die 99 besonderen Seiten der Region, Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag, 2019.

Bildquelle:

Fotografien: Rosenzweig, Werner, entnommen ebd.

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