In einigen Regionen Bayerns gab es noch im 19. Jahrhundert um Weihnachten, Dreikönig und Lichtmess beim Ausdreschen des Getreides die Tradition des „Hundsfud“. In Gremheim und Offingen in Schwaben verschworen sich die Bauern und wählten einen ihrer Mitarbeiter aus, der die Aufgabe hatte „d‘ Hundsfud zu vertragen“. Dieses Gebilde bestand aus zwei hölzernen Stäben, welche ein Kreuz bildeten. Dabei waren die Stäbe mit Stroh umwickelt und es entstand eine menschenähnliche Gestalt daraus, die etwa zwei Fuß (60,96 cm) groß war. In der einen Hand ihrer ausgestreckten Arme hielt sie einen „Drischel“ (Dreschflegel), in der anderen Schüttgabel (eine hölzerne, selbst gewachsene Gabel, um das ausgedroschene Krummstroh auf der Tenne auszuschütten und noch darin befindliche Körner herauszubringen). Das ist in der genannten Region d‘ Hundsfud (übler Mensch) – in anderen Regionen auch Hundsfutt, mancherorts hieß die Figur Drescherin.
Nun zogen die Drescher nach getaner Arbeit aus dem Dorf gemeinsam los, verteilten sich um die Tenne und hielten ihre Schlägel (ein Schlaghammer) in die Höhe, während der Auserkorene auf die Tenne einschlug. Bei dem dabei entstehenden Gelächter wird dem Auserwählten zugerufen: „Du musst d‘ Hundsfud vertragen!“ Dieser schlich sich darauf in den nächstgelegenen Ort, in welchem noch das Getreide gedroschen wurde, warf d‘ Hundsfud durch das Stadttor auf die Leute und versuchte sich im Anschluss eilig davonzumachen. Gelang ihm das nicht, was meist der Fall war, so wurden ihm die Hände mit der Figur auf den Rücken gebunden, ihm wurde das Gesicht geschwärzt und er wurde rücklings auf einen alten oder hinkenden – manchmal sogar blinden – Gaul gesetzt. Nun wurde der Streichstifter auf diesem alten Tier unter Jubel und Lachen zahlreicher Dorfbewohner durch den Ort geführt. Wenn er Geld bei sich führte, war es nun seine Pflicht, die Beteiligten im Wirtshaus einzuladen.
Wenn der Auserwählte in Biberbach entwischen konnte, so wurden die Drescher des dortigen Ortes ausgelacht.
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Textquelle:
Panzer, Friedrich: Beitrag zur deutschen Mythologie, Band 2, Verlag Kaiser, 1855, S.235f.
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